LYRICTIME 

 

Enttäuschung

 

Das kleine Licht des Vertrauens glüht.

Es strahlt so hell und schön.

Diese Wärme in dir, es ist ein Gefühl von Sicherheit.

Die Mauern, die du einst bautest

um dich vor dem Schmerz der Welt zu schützen,

lässt du für dieses schöne Gefühl der Sicherheit fallen.

 

Diese Person hat es geschafft,

dass deine Augen wieder strahlen.

Du musst dich nicht mehr verstellen.

 

Doch eines Tages schwappt eine große,

schwarze Welle der Trauer in dein Herz.

Sie reißt alles nieder und

hinterlässt ein leeres Loch in dir.

Es klafft in dir.

Unter schmerzhaften Tränen errichtest du

starke Mauern, die nie wieder jemand durchdringen wird.

Langsam zieht sich eine kalte Eisschicht übe das Gebilde des Schmerzes.

Ein Monument der Stärke brennt in dir.

 

Vergeblich versuchen kleine Lichter die Mauer zu durchdringen.

Die Zeit vergeht und es versuchen immer weniger Lichter

dein schwaches Herz zu berühren.

Kein Licht der Liebe kann dein Herz noch berühren.

Es ist umschlossen von Eis und es erfriert langsam.

 

Das alljährliche Klick

 

Ich hocke hier schon seit einer halben Stunde!

Wann kommt sie denn endlich?!

Oh! Die Tür. Ich habe die Tür zufallen hören.

Sie ist wieder da!

 

Schnell renne ich die kalten Stufen runter

und schlittere um die Ecke.

Ich komme vor der braunen Holztür zum stehen

und lege meine kleine Hand auf die schwere Klinke.

Bevor ich sie runter drücken konnte,

höre ich ein vertrautes Klick.

 

Sie hat die Tür verschlossen.

Wie jedes Jahr.

Ich gehe in die Knie und linse durch das Schlüsselloch.

Ein heller Lichtschein lächelt mir entgegen.

Der Duft von Spekulatius und Zimt schleicht um meine Nase.

„Liebling, ich weiß, dass du da draußen bist."

 

Oh nein. Wie hat sie mich denn gehört?

Ich war doch so leise.

Ich lasse mich langsam an der Tür hinunter gleiten

und lege mein Ohr zum lauschen an sie.

Mama scheint zu glauben ich wäre gegangen.

Ha! Von wegen. Ich bleibe so lange hier sitzen,

bis der Weihnachtsmann kommt,

um meine Geschenke unter den Baum zu legen.

 

Dieses Jahr schaffe ich es wach zu bleiben...

 

 

 

 

INFIDIA

- Die Ankunft -

 

Sie sah aus dem Fenster. Die Sonne ging langsam unter und die letzten Strahlen verschwanden hinter den Dächern der Häuser ihrer Stadt. Ihr Name war Neesa. Sie war die Tochter eines reichen Anwalts und wohnte genau in der Mitte der Stadt. „Neesa!", rief ihr Vater von unten. „Wo sind meine Papiere?" Sie seufzte. Seit ihre Mutter tot war, beachtete ihr Vater sie größtenteils nicht mehr. „In der linken Schublade", rief sie zurück und kletterte von ihrem Fensterbrett. Neesas Blick fiel auf ein kleines Paket. Ihre Tante hatte es ihr vor einigen Wochen geschickt. Sie hatte es immer noch nicht geöffnet, also nahm sie es von ihrem Schreibtisch und knotete das Band auf, mit dem das Paket zugeschnürt war. Neesa nahm den Deckel ab und holte ein Notizbuch heraus. Es hatte keinerlei Verzierungen oder Muster. Auf der Vorderseite stand nur in verschnörkelten Buchstaben "Infidia". Sie schlug es auf und versuchte zu lesen, doch die Wörter verschwammen vor ihren Augen. Sofort schloss sie das Buch wieder. Hatte sie sich das eingebildet? Kein Buch, das Neesa in die Finger kam, blieb ungelesen! Das würde auch das Schicksal dieses Buches werden, also setzte sie sich auf ihre Couch und schlug es erneut auf.

 

Dieses Mal waren die Wörter deutlicher lesbar, doch bevor Neesa ein Wort entziffern konnte, wurden ihre Augen immer schwerer und kurz darauf konnte sie sie nicht mehr offen halten. Wow, noch nie war ein Buch so langweilig gewesen, dass sie eingeschlafen war. Einen Augenblick später öffnete Neesa ihre Augen wieder, doch sie musste blinzeln, da sie von einem hellen Licht geblendet wurde. Sie hielt sich eine Hand vor die Augen und erkannte nun einen tiefschwarzen Wald, der vor ihr lag. Das Mädchen selbst lag auf einer weichen, hellgrünen Wiese. Es sah so aus, als hätte man den Wald einfach aus einer Zeitung ausgeschnitten und vor sie geklebt, weil er einfach nicht zum Rest der Landschaft passte. Aber aus dem Gewirr von Bäumen und dornigen Büschen stieg dunkelgrauer Rauch auf. Und dieser sah ziemlich echt aus...

 

- Das Dorf -

 

Gerade wollte Neesa verzweifelt einen Weg zurück in ihre Welt suchen, da sah sie eine Gruppe von seltsam gekleideten Menschen, die langsam auf sie zukamen. Da sie dachte, diese Leute könnten ihr helfen, wieder nach Hause zu kommen, ging Neesa ebenfalls auf sie zu. "Hallo", begrüßte sie die Menge aus etwa einem halben Dutzend Personen. "Wisst ihr zufällig, wie ich hierher gekommen bin, oder w..." "Was machst du hier so nah am Flammenwald?!", unterbrach sie ein blonder Junge lauthals und zerrte sie mit sich. Die anderen, die größtenteils in ihrem Alter waren, folgten der perplexen Neesa und dem Jungen raunend und miteinander flüsternd. Ehe sie es sich versah, war Neesa vor einem kleinen Dorf angekommen. Verwirrt blickte sie den Jungen an. "Ich, ähm..." " Du musst dich nicht bedanken", sagte er und lächelte. "Eigentlich wollte ich wissen, wie ich hier wieder weg komme...Irgendwie wurde ich durch ein Buch meiner Tante hierher teleportiert und...Wer seid ihr überhaupt?" "Könnte sie es sein?", flüsterte ein Mädchen hinter Neesa. Sie drehte sich um. "Wer soll ich sein?" "Also mein Name ist Elos. Und das Mädchen hier meint den Auserwählten. Alle hundert Jahre kommt jemand aus der Menschenwelt zu uns und versucht Brasselbalg zu besiegen." Neesa drehte sich zurück zu Elos und wusste jetzt gänzlich nicht mehr, was los war. "Aus der Menschenwelt? Heißt das, ihr seid keine Menschen? Und wer ist dieser Brasselbalg? Wohnt er etwa in diesem 'Flammenwald'?" Die Kinder sahen sich an. "Natürlich sind wir Menschen, aber wir stammen von einem Elfengeschlecht ab, also haben die Ältesten in unserem Dorf bestimmte magische Fähigkeiten", erklärte Elos. "Und die Frage ist nicht, WER Brasselbalg ist, sondern WAS er ist!", sprach ein anderer Junge dazwischen. "Er ist ein Drache, der Infidia schon seit Jahrtau-senden in Angst und Schrecken versetzt." Neesa versuchte das alles zu verarbeiten. "Infidia, Drachen und Elfen...Kann ich bitte wieder nach Hause?" "Ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Auch die anderen Auserwählten haben versucht, aus Infidia zu entkommen. Keiner hat einen Weg gefunden. Wir vermuten, ein Auserwählter muss erst Brasselbalg besiegen, erst dann kann er wieder in die Men-schenwelt." "Aber es hat noch keiner Brasselbalg besiegt, oder? Heißt das, die anderen Auserwählten sind alle..." Neesa brach ihren Satz ab und riss die Augen auf. "Ja, wenn sie den Drachen bezwungen hätten, würden wir deutlich weniger Probleme haben", bedauerte Elos. Seufzend sah Neesa ein, dass sie wohl ersteinmal hier bleiben musste. "Von mir aus, dann bleibe ich ein Weilchen hier." Elos lächelte und ging mit den anderen Kindern im Schlepptau weiter in das Dorf hinein. "Wie ist dein Name eigentlich?", fragte er. "Neesa", antwortete sie und fragte hastig: "Also wenn ich ein Auserwählter sein sollte, wie soll ich bitte einen DRACHEN besiegen? Wie ist es überhaupt möglich, dass ich hierher kommen konnte?" Elos lächelte erneut. "Infidia wirft viele Fragen auf. In unseren alten Hallen haben wir eine Rüstung, die ein Elfenkönig im Kampf gegen den obersten Drachen getragen hatte. Jeder der Auserwählten hat sie getragen, aber sie hat wohl ihre Magie verloren..."